KALLEMANN......
wenn ein Lhasa Apso zu klein wird
An
Tall Oaks Mr. Bodean
Amerika
Lieber Papa,
leider habe ich Dich nicht mehr sehen können, bevor
Du wieder nach Amerika abgereist bist. Mein Frauchen hat mir nur Bilder von Dir
gezeigt, sie selbst hat Dich auch nie kennengelernt. Da wir Deine Adresse in Amerika aber
nicht haben, schreibe ich Dir über den KTR-Reporter. Frauchen sagt, der wird auch in
Amerika gelesen.
So viele Leute und Hunde kenne ich jetzt schon, weil
ich fast immer mitgehen darf, wenn Frauchen weggeht. Meinen Bruder Kyang zum Beispiel sehe
ich oft, jeden Monat beim KTR-Spaziergang und auch auf dem Hundeplatz (jawohl, Hundeplatz,
Du hast richtig gelesen). Meine Schwester Kashila habe ich kürzlich in Kassel auf der
Jahreshauptversammlung des KTR kennengelernt, allerdings sehen wir uns nicht sehr
ähnlich. Auch eine ganze Menge Halbgeschwister habe ich auf verschiedenen Ausstellungen
schon gesehen die müssen sich alle von einem Richter begutachten lassen, so etwas
habe ich nicht nötig. Mein Freund Bennys Flip-Flop, genannt Chico (ein Tibet
Terrier), muß so etwas auch machen, da darf ich meistens mit. Ich finde
Hundeausstellungen immer toll, soooo viele Hunde und soooo viele Probier-Stände mit
Freßchen. Meistens habe ich Erfolg, wenn ich dort um eine Probe bettle.
Chico muß immer vorher baden und darf sich fast
kein Haar krümmen, bis er dran ist. Hoffentlich kriege ich nicht auch so ewig lange
Haare, das ist ja lästig, wenn ich im Feld rumrenne und mein ganzes Fell wird schmutzig
oder naß. Ich kann das sowieso nicht leiden, wenn meine Haare unordentlich werden, da
muß ich meine Frisur immer gleich in Form schütteln. Da ist ein Kurzhaarschnitt doch
viel praktischer.
Viele Leute haben mich auch schon kritisch beäugt,
ob ich nun ein Lhasa Apso oder ein Tibet Terrier bin. Nur weil ich angeblich etwas
größer als die andere Lhasa Apsos geworden bin und ein Gebiß wie ein Tibet Terrier habe
(als ob ich so nicht richtig essen könnte). Na, laß sie nur schauen. Mein Frauchen hat
sich jedenfalls sofort in mich verliebt, als sie mich letztes Jahr in Spanien zum ersten
Mal gesehen hat und steht auch zu meiner Größe, darauf bin ich ganz stolz. Mein Bruder
ist übrigens fast genauso groß wie ich. Ich verstehe das gar nicht, daß so viele Leute
über mein Körpergröße diskutieren, ich finde mich viel zu klein.
Wenn ich mit meiner Freundin Princess, einem ganz
tollen Afghanen-Mädchen, im Feld rumrenne, muß ich meine kurzen Beine ganz schön in die
Pfoten nehmen! Und wenn mein Frauchen ihre Meerschweinchen füttert, dann sehe ich immer
nichts, weil ich einfach nicht so hoch zum Käfig komme! In Geschäften kann ich gar nicht
immer begutachten was Frauchen kauft, und auf Hundeausstellungen habe ich auch nicht immer
den Überblick, was da im Ring gerade so abläuft. Meistens darf ich aber oben auf dem
Käfig sitzen, das finde ich ganz toll. Ach, wenn ich doch nur etwas größer wäre!
Und dann passiert mir auch noch was sehr peinliches:
Wenn ich mal so richtig heftig niesen muß (und das muß ich oft), knalle ich meistens mit
der Nase auf den Boden, weil meine Beine so kurz sind. Ach, wäre ich doch nur ein
Stückchen größer!
Aber auf dem Hundeplatz, da bin ich der Größte!
Natürlich nicht in Zentimetern, aber an Grips! Ich werden denen schon zeigen, was ein
Lhasa ist. Sitz, Platz, Bei Fuß in verschiedenen Schrittgeschwindigkeiten, Ablegen, Sitz
+ Platz aus der Bewegung, die Kehrtwendung und solche Scherze, das wäre doch gelacht. Das
habe ich schon mit 8 Monaten begriffen, als andere noch mit Herrchen oder Frauchen
diskutiert haben, ob Hundeplatz überhaupt sein muß.>
Mein Ziel ist die Begleithundprüfung, aber Frauchen
sagt, ich bin so übereifrig, daß sie mein Temperament noch etwas zügeln muß. Am
liebsten würde ich immer alles zugleich machen, so viel Spaß macht das alles. Das ist so
schwer, dabei ruhig und gelassen zu bleiben.Womit ich das größte Problem habe, ist das
Ablegen und Sitzenbleiben, wenn Frauchen weggeht. Das halte ich einfach nicht so lange
aus, von meinem Frauchen getrennt zu sein da muß ich dann unbedingt hingehen. Ich
weiß auch, daß ich das eigentlich nicht darf, aber ich kann nun mal nicht anders.
Richtig austoben darf ich mich
aber dann anschließend beim Breitensport: die paar lächerlichen Hindernisse überspringe
ich im Nu, am liebsten gleich mehrmals. Danach kriege ich auch immer Leckerchen, da macht
es gleich nochmal so viel Spaß! Meinen Bruder Kyang habe ich dazu auch schon überredet, der macht jetzt auch
immer mit.
Zu Hause hat Frauchen mit mir auch schon ein
paar Kunststücke eingeübt, auf das Angebot von Circus Krone warten wir noch. Ich kann
Pfötchen geben, die Rolle seitwärts, aus dem Stand auf Frauchens Arm springen, auf
Kommando bellen, eine Acht durch Frauchens Füße laufen; über Frauchens ausgestreckten
Arm, über meinen Freund Chico und aus dem Stand auf den Ausstellungskäfig springen!
Tanzen lerne ich auch noch, das finde ich immer so toll, daß ich über meine eigenen
Füße falle.
Im Sommer fährt Frauchen mit uns meistens Gassi:
mit dem Fahrrad (ohne Leine natürlich). Mein Freund Chico japst immer nur hinterher, der
findet das doof, so zu rennen, dabei soll der doch abnehmen. Ich aber bleibe immer neben
meinem Frauchen, am liebsten würde ich noch schneller rennen, aber meine Beine sind so
kurz.
Wie machst Du das denn mit Deinen langen Haaren und
den kurzen Beinen? Trittst du Dir da nicht ständig drauf? Wenn Frauchen mit mir meine
Mama besuchen fährt, wollte ich mit ihr auch schon mal darüber reden, aber irgendwie ist
sie ziemlich zickig zu mir. Da tobe ich doch lieber mit den Tibet-Terrier-Babies über die
Wiese ...
Schreib mir doch mal, wie es Dir geht in Amerika!
Dein Schantis Kali
Gandaki,
genannt Kali oder KALLEMANN
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